Vernissage der Ausstellung zu vier Völkermorden des 20. Jahrhunderts. Mit Beiträgen des August Bebel Institut, der EVZ Foundation und der Mitwirkenden und musikalisches Programm: Stepan Gantralyan und Tania Alon singen armenische, griechische, hebräische, jiddische und Lieder in vielen anderen Sprachen, begleitet von Emil Georgiev (Gitarre).
Eine Ausstellung zu vier Völkermorden des 20. Jahrhunderts gestaltet von den Teilnehmenden der Multiplikator*innenfortbil
Die Geschichte (auch) aus Sicht der Betroffenen schreiben – bei Völkermorden ist dieses Credo noch dringender, als sie im Zusammenhang mit der Geschichte von Ausbeutung, Unterdrückung, Rassismus, Kolonisierung und Gewalt ohnehin ist.
Vier Genozide des 20. Jahrhunderts an denen Deutsche beteiligt waren, werden thematisiert: In Deutsch-Südwestafrika 1904-1908, im Osmanischen Reich an den Armenier*innen ab 1915, die Verbrechen im Nationalsozialismus an Jüdinnen und Juden, Sinti*ze und Rom*nja.
Auf der Suche nach der Erzählung aus Sicht der Betroffenen, der Überlebenden stellen sich viele Fragen: Wie wurden die Verbrechen erfahren? Welches Schicksal hatten die Überlebenden? Wie geht die Geschichte der Erinnerung, Erinnerungspolitik und Entschädigung bis heute weiter? Fragen, die nicht umfassend beantwortet werden können, aber Räume für Perspektivwechsel schaffen.
Es geht um subjektive Zugänge: Aus welcher Position betrachte ich einen Völkermord? Die eigene Biografie, sozialer Status, Geschlecht, politische Einstellung, sexuelle Orientierung – vieles kann für das Verständnis einer Vergangenheit wichtig sein, die noch nicht wirklich vergangen ist. Die Nachwirkung dieser Menschheitsverbrechen ist bis heute sichtbar und spürbar.
Erstmalig erstellt eine Gruppe von Teilnehmer*innen einer Fortbildung, die sich mit der Vermittlung der Geschichte von Völkermorden auseinandersetzt, eine Ausstellung für die Galerie des August Bebel Instituts. Informationen und eine kreative Auseinandersetzung schärfen den Blick für Zusammenhänge – nicht für Vergleiche!
Ausstellung: 1. bis 29. März 2018
Öffnungszeiten: Mo-Do 14-18 Uhr, Fr 16-20 Uhr
Feier der Woche der Brüderlichkeit in Hamburg unter den Thema: Angst überwinden – Brücken bauen
Musik von:
Valentina Ballanova, Christin, Italien, Ney (Schilfrohrflöte)
Wassim Mukdad, Muslim aus Syrien, Oud
Tania Alon, Jüdin aus Berlin, Gitarre und Gesang
Die wahre Geschichte des »arabischen Schindler«
Die meisten Menschen in Nazi-Deutschland reagierten gleichgültig auf die Judenverfolgung, viele nahmen aktiv daran teil. Nur 600 von ihnen wurden von Yad Vashem als Judenretter geehrt und ein einziger war ein Araber. Der Arzt Mod (Mohamed) Helmy wurde von den Nationalsozialisten als »Nichtarier« diskriminiert und als Ägypter inhaftiert. Trotzdem half er jahrelang einer jüdischen Familie, sich vor der Gestapo zu verstecken. Mitten in Berlin gelang es ihm sogar mithilfe von Hitlers Intimfreund, dem Mufti von Jerusalem, eine Jüdin als Muslima in Sicherheit zu bringen. Igal Avidan fand Helmys ehemalige Patienten, besuchte seine Verstecke und zeichnet seine einzigartige Geschichte nach.
Igal Avidan
Igal Avidan, 1962 in Tel Aviv geboren, hat in Israel Englische Literatur und Informatik und dann in Berlin Politikwissenschaft studiert. Seit 1990 arbeitet der Nahostexperte als freier Berichterstatter aus Berlin für israelische und deutsche Zeitungen und Hörfunksender.